Flagge und Leuchtturm
Abschied von Willy
Mit dem LO durch Dänemark
Nach dem wir 4 schöne Reisen erlebt haben und mit unserem Robur nun alle für uns erreichbaren Ziele in 4 Wochen Ferienzeit erfahren durften, wurde uns klar, dass wir uns verändern müssen.
Aus diesem Grund galt es eine letzte Reise zu organisieren. …nicht zu weit, nicht zu heiß, ein bisschen wild und nicht zu lang. Dänemark bot sich letztlich für unseren 3 Wochen dauernden Sommerurlaub 2015 an.
Da es uns in der Vergangenheit weniger nach Norden zog und sich mit der Anreise auch der Besuch von ein paar interessanten Regionen im nördlichen Deutschland aufdrängte, stand unser Entschluss bald fest. Die dänische Nordseeküste sollte es diesmal werden!
Um die Anfahrt nicht als schnöde Autobahnetappen zu degradieren, legten wir verschiedene Zwischenstopps ein. So besuchten wir den in der Nähe von Leipzig gelegenen Störmtaler See, tummelten uns zwei Tage im Nationalpark Harz rund um den Ort Braunlage, eroberten den Serengeti Park Hodenhagen und erwanderten die Lüneburger Heide von Bispingen ausgehend.
In Eckernförde konnten wir den ersten Strandtag an der Ostsee verbringen, mussten uns dann aber auf Grund des nur mäßigen Wetters in das örtliche Wellenbad zurückgeziehen.
Mit Tonder erreichten wir die erste größere, aber beschauliche Stadt in Dänemark. Sie lädt zum Bummeln sowie zum Verweilen ein, konnte uns aber nur kurz in ihren Bann ziehen. So ging es weiter Richtung Nordsee und zur die Insel Römö.
Die Insel Römö ist das kleine Offroadparadies Dänemarks. Zwar sind nicht alle Bereiche der Insel frei befahrbar, jedoch sind die Möglichkeiten erheblich größer als in manchem Offroadpark.
Im nördlichen Bereich tummeln sich auf Grund einer großen festen Sandebene allerlei Pkws am Strand. Fährt man jedoch in den südlichen Teil, sind die Gegebenheiten deutlich anspruchsvoller.
Die Herausforderung ist dabei, im Spiel der Gezeiten die Geländegegebenheiten richtig einzuschätzen, sich gut zu orientieren und mit Gefühl die vielen Wasserdurchfahrten zu meistern. Dort trifft man allerlei Offroader mit den unterschiedlichsten Fahrzeugtypen, vom ganz großen Reise-LKW bis zum normalen Geländewagen. Man(n) kann einen gesamten Tag locker, ohne dass es langweilig wird in diesem Gebiet verbringen und auch mal wieder seine Kinder fahren lassen!
Ein großer Nachteil der Insellage ist das Übernachtungsverbot außerhalb von Campingplätzen. Dies besteht zwar überall in Dänemark, aber hier wird streng und ständig kontrolliert. Es finden sich viele Hinweisschilder die permanent überall darauf aufmerksam machen und erhebliche Strafen in Aussicht stellen. Somit haben wir für eine Nacht einen Campingplatz aufgesucht. Wir staunten nicht schlecht, als aus dem beworbenen Quickstop am Platzeingang von 20 – 10 Uhr mit 10€ in der Summe unserer Gegebenheiten (4 Personen und Auto) doch 29€ wurden. Dabei hatten wir die Option von Strom und Dusche bereits abgewählt.
Die Insel ist neben der Möglichkeit des freien Fahrens im offenen Gelände, aber auch ein Surf- und Badeparadies, sofern das Wetter stimmt.
Zum Zeitpunkt unseres Besuches (Ende Juli) herrschte stürmisches Regenwetter mit ca. 15 Grad, was unserer Sommerurlaubslaune mit Blick auf die heimischen 40 Grad schon etwas trübte.
Damit erschöpfen sich aber aus unserer Sicht die Möglichkeiten auf der Insel, so dass wir nach zwei Tagen noch weiter Richtung Norden fuhren.
Ribe wird als älteste Stadt Dänemarks bezeichnet und bietet als Umschlagsplatz am Kreuzungspunkt zweier Handelswege zwischen Nord- und Südeuropa, sowie von der Nord- zur Ostsee viel Interessantes. Ein Aufenthalt für einen Tag lohnt sich und wird mit Genuss in vielfältiger Form honoriert.
So lockt das Vikinger Museum, das Ribe Kunstmuseum, die St. Catharine Kirche, aber auch eine schöne Fußgängerpassage mit vielen kleinen Geschäften, Restaurants und Cafés.
Sehenswert und einen Ausflug wert ist auch der Besuch der kleinen Insel Mandoo, etwas südlich von Ribe gelegen. Sie ist nur bei Ebbe erreichbar und man kann sie entweder mit dem eigenen Fahrzeug über eine gut befestigte Piste oder über die Traktorbuspiste erreichen, die jedoch auch bei Ebbe unter Wasser liegt. Darin liegt natürlich der Reiz, denn man fährt quasi komplett durch das Watt. Die Piste ist mit im Sand steckenden Bäumchen gekennzeichnet. Das befahren mit dem eigenen Fahrzeug ist verboten…! Wer es trotzdem wagt, sollte wissen was er tut, den niedrigsten Stand der Ebbe abpassen, vor allem aber sich nicht erwischen lassen.
Desweiteren muss das Fahrzeug über einen Schnorchel und neben einer Höherlegung auch über große Reifen verfügen! Die Traktoren hinterlassen nämlich tiefe Furchen im weichen Schlick. Und wenn man einmal feststeckt, war es das! Denn das Wasser steigt dann unaufhaltsam an und das Fahrzeug wäre nicht mehr zu retten. Man muss natürlich in Kauf nehmen, dass das Salzwasser langfristig den Rost fördert.
Trotzdem haben wir es gewagt und sind zwei Drittel der Strecke gefahren. Dann wurde es uns bei ansteigender Flut, das Wasser bis zur Stoßstange stehend und dem zerfahrenen Untergrund zu mulmig, so dass wir dann letztlich lieber umgedreht sind.
Die Insel selbst ist ein Abbild von Nordseeidylle mit kleinen Häuschen, lieblicher Landschaft, einer Touristeninformation mit Café und der Option eine Robbentour im Watt (Traktorbus mit Führung) zu unternehmen.
Leider kamen wir 10 min zu spät, so dass die einzige Führung am Tag bereits begonnen hatte. Trotzdem konnten wir ein paar schöne Stunden vor Ort genießen.
Nördlich von Ribe trifft man auf Esbjerg. Esbjerg ist eine junge moderne Stadt. Wir haben sie letztlich nur gestreift und sind der Küstenlinie nach Norden gefolgt.
Bei dieser Gelegenheit haben wir uns das Wahrzeichen der Stadt besichtigt. Die 4 Riesen von Esbjerg. Diese sind sehenswert beeindruckend und ein Besuchermagnet. Die Picknickplätze im Umfeld und der Strand laden zum Verweilen ein.
Über die 35 km lange wunderschöne Dünennehrung Holmshans Kilt folgend erreichen wir die Stadt Thyboron.
In der Stadt befinden sich neben einem schönen Badestrand und einem kleinen Hafen auch zwei informative Museen. Besonders reizvoll für Kinder ist das Meeresmuseum. Hier kann man alle in der Nordsee lebenden Fische und Schalentiere bewundern und die Tiere sogar uneingeschränkt mit der Hand berühren, sofern sich groß und klein das traut. Es ist eine sehr angenehme Erfahrung. …und wann kommt man in den Genuss einen Katzenhai oder Rochen zustreicheln.
Auch das Gezeitenmuseum bietet viele Interaktionen für Kinder. Bei schlechtem Wetter ist hier natürlich ein riesiger Andrang.
Die Düne Rubjerg Knude bildet den höchsten Punkt der Steilküste von Lønstrup. Sie erreicht eine Länge von bis zu 1900 m und eine Breite von bis zu 400 m. Rubjerg Knude selbst hat eine Höhe von gut 70 m. Die oberen 20 bis 25 m bestehen aus Flugsand. Darunter liegt eine bis zu 50 m hohe Steilküste, die aus eiszeitlichen Ablagerungen aufgebaut ist, mit einem für Dänemark einzigartigen Beispiel isostatisch aufgeschuppter Schollen. Die Düne erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung und fällt zum Meer hin steil ab. Zu den 50 m des Küstenkliffs hat der Wind in den vergangenen Jahrzehnten den durch die Erosion losen Sand um weitere 50 m aufgehäuft, so dass sie mit bis zu 100 m Höhe die größte Wanderdüne Europas ist.
Weiter ging es nach Hirthals. Die Stadt ist das Tor nach Norden und mit seinen großen Fährhafen Station für viele Reisende! Die Stadt selbst wirkt eher beschaulich.
Unbedingt besuchen muss man das Ozeanium. Der teure Eintritt lohnt aber, denn man bekommt viele Attraktionen für sein Geld geboten. Das große Showbecken ist einzigartig. Aber auch die kleinen Attraktionen bieten vor allem den Kleinen einen sehr nahen Blick in die Unterwasserwelt der Nordsee. Man kann auch Haie streicheln und Krabben anfassen, sofern es diese zulassen und man sich traut!
Etwas nördlich von Hirthals findet man die Råbjerg Mile, ebenfalls eine riesige Wanderdüne. Der imposante 35-40 m Sandhaufen enthält etwa 3,5 Millionen m³ Sand, der eine „Miniwüste“ von fast 1 km² bildet. Die Düne bewegt sich durchschnittlich pro Jahr 15 Meter (0-30 Meter) Richtung Nordost mit dem vorherrschenden Wind. Man kann Sie leider nur zu Fuß erkunden und ist dabei auch nicht ganz allein. Aber schön war es trotzdem. Und ein Hauch von Saharafeeling bekommt man trotzdem.
Der Ort Skagen hat sich zu einem internationalen Ferienort gemausert. Hier kann man die Seele baumeln lassen. Viele kleine Geschäfte und gute Restaurants laden in der Innenstadt zum flanieren ein. Der Hafen ist sehenswert, vor allem wegen der vielen Jachten! Es gibt gute Bademöglichkeiten sowohl an der Ostsee, als auch an der Nordsee, sofern das Wetter stimmt. Aber auch eine Strandwanderung zur nördlichsten Spitze Dänemarks hat seinen Reiz. Zwar sind am Zusammenfluss von Nord- und Ostsee, was deutlich zu sehen ist, immer viele Touristen unterwegs, aber ein Fotostopp an diesem Punkt ist für Dänemark ein muss!
Fredrikshavn war nur eine Station unserer Rückreise. Karibikgefühl kann man am Strand erhaschen. Dort sind reichlich Palmen in den Sand eingegraben, welche erstaunlicherweise in prächtig gedeihen!
Nach drei Wochen trafen wir dann wieder zu Hause ein. Wir wussten, es war der letzte Urlaub mit Willi.
Vier Wochen später gaben wir ihn bereits in willkommene neue Hände! Er fand zwei neue Eigentümer aus Kiel.
Die jungen Männer wollen ihn unverändert als Reisefahrzeug weiter nutzen und in 2016 nach Russland reisen. Das macht den Abschied nach gemeinsamen intensiven 10 Jahren einfacher. Die Kinder freuten sich, dass Willi ein neues Zuhause gefunden hat und fanden die neuen Eigentümer sympathisch.
Die Zeit vergeht, die Kinder werden größer und man spürt, dass die Zeit reif ist für eine Veränderung. Ein kleines Trostpflaster ist die Gewissheit, dass unser neuer, zukünftiger Begleiter Wilfried Wilhelm bereits in Sicht ist.
Bis dahin Euer Pascha
Nachtrag: Die geplante Reise durch Russland wurde wirklich in die Tat umgesetzt.